Vier neue Gesundheitsprogramme – ein Gebot der Stunde!
Antibiotika, Schwarzkopfkopfkrankheit, Salmonella infantis und Probleme bei Legehennen. Diese Themen stellen seit rund einem Jahr neue Schwerpunkte der QGV-Arbeit dar.
Die QGV hat in den letzten Monaten intensive Anstrengungen unternommen und parallel vier neue Gesundheitsprogramme ausgearbeitet. Nach Abschluss der Vorbereitungsarbeiten konnten die fachlichen Diskussionen zu den vier Programm-Entwürfen in einer gemeinsamen Sitzung der beiden Fachausschüsse „EIER“ und „GEFLÜGELFLEISCH“ des Geflügelgesundheitsdienstes QGV am 19.01.2018 abgeschlossen werden.
Derzeit werden die Programme im Büro der QGV nochmals überprüft und bis Ende Februar vom Vorstand beschlossen, um sie dann dem Beirat Österreichischer Tiergesundheitsdienste (ÖTGD) beim Bundesministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Konsumentenschutz zur Genehmigung vorzulegen.
Warum startet die QGV gleich mit 4 neuen Programmen in das Jahr 2018? Ich wurde nach der Aussendung der Programmentwürfe immer wieder gefragt, ob das wirklich notwendig ist. Dieser Aufwand, der Papierkram und überhaupt! Wozu soll das gut sein?
Nun diese Programme sollen ins Leben gerufen werden, um einerseits spezielle Probleme in einzelnen Sparten besser verstehen zu können. Andererseits um Lösungsansätze aufzuzeigen und letztendlich zu einer besseren Gesundheit unserer Geflügelbestände beizutragen.
Indirekt hängen diese Programme aber auch mit der Verantwortung dem Konsument gegenüber zusammen, der den berechtigten Wunsch hat, gesunde und sichere Lebensmittel aus österreichischer Herkunft zu bekommen, die meist teurer sind als die Produkte aus anderen EU Ländern bzw. aus Drittländern.
Der Konsument muss die Vorteile der in Österreich produzierten Produkte transparent nachvollziehen können. Aufgrund der Produktionsunterschiede bzw. auch wegen der deutlich höheren Auflagen Österreichs werden heimischen Eier- und Geflügelfleischprodukte preislich nie mithalten können. Österreichs Konsumenten sind bereit, für inländische Ware höherer Qualität, mehr zu bezahlen. Sie müssen sich dennoch darauf verlassen können, qualitativ hochwertige inländische Produkte, die seinen Vorstellungen entsprechen, zu einem fairen Preis zu erhalten.
Ein „Dauerbrenner“ in den Medien und somit auch beim Konsumenten ist das Antibiotikathema. Als Folge einiger selbst ernannter Spezialisten besteht bei vielen Menschen die Fehlmeinung, dass ein exorbitant hoher Einsatz von Antibiotika bei den Nutztieren die alleinige und direkte Ursache für Resistenzen gegen Antibiotika beim Menschen sei.
Als Geflügelgesundheitsdienst tragen wir Verantwortung und sehen dieses Thema gesamtheitlich. Es ist uns sehr wichtig, alles zu tun, dass Anwendungen von Antibiotika zur Therapie einer erkrankten Geflügelherde so verantwortungsvoll erfolgen, dass die Gefahr von Resistenzen im Humanbereich bestmöglich ausgeschlossen werden kann.
Die Geflügelwirtschaft ist gut beraten, sich immer wieder diesen Diskussionen zu stellen. Dank der validen Daten, die die Geflügelbranche aufgrund der QGV-Datenbank Poultry Health Data (PHD) seit Jahren bieten kann, kann langfristig der notwendige Einsatz von Antibiotika bei erkrankten Tieren den Konsumenten näher gebracht bzw. verständlich werden.
Gut! Damit lässt sich nun das GGD-Programm über den Antibiotika-Einsatz erklären. Und wozu benötigen wir die anderen drei Programme?
Die Schwarzkopfkrankheit betrifft doch nur ein paar Putenbetriebe, Salmonella infantis ist ein Problem einiger Hühnermastbetriebe und das letzte Programm ist maßgeschneidert für ein paar Problembetriebe im Legebereich, könnte man vereinfacht meinen.
Nun ganz so simpel ist die Situation nicht!
Die Schwarzkopfkrankheit betrifft nicht nur ein paar Putenbetriebe. Über diese wird zwar am lautesten diskutiert, weil sich Infektionen der Schwarzkopfkrankheit bei der Pute im jungen Alter am katastrophalsten auswirken und meist in einem Totalverlust der Herde enden.
Jedoch sind auch Elterntiere, Legehennen und auch Masthühner empfänglich und können von Leistungseinbußen und Verlusten betroffen sein. Außerdem stellen diese Tierarten ein natürliches Reservoir für Infektionen bei Puten dar. Wir brauchen mehr Wissen über die Eintragsquellen, Infektionswege und über Nachweismethoden, um bei den Bekämpfungsstrategien erfolgreich sein zu können. Das Programm soll hierzu einen wertvollen Beitrag leisten.
Salmonella infantis betrifft leider immer mehr Mastbetriebe. Infizierte Betriebe haben offensichtlich große Probleme, diesen unangenehmen Salmonellenstamm wieder auf Dauer los zu werden.
Vorübergehende Desinfektionserfolge von Stallungen sowie einzelne negative Mastpartien sind nicht nachhaltig. Es zeigt sich, dass zu einer ernsthaften Bekämpfung von S. Infantis eine systematische Einbeziehung der gesamten Produktionskette vom Elterntier über die Brüterei zum Mäster einschließlich der Futtermittelwirtschaft und der Schlachtbetriebe notwendig ist. Salmonella infantis ist leider auch in allen human relevanten Auswertungen unter den häufigsten Salmonellenarten zu finden, sodass sich auch die EU bereits Gedanken über neue Regelungen bei den Salmonellenbestimmungen macht.
Und bei den Legehennen zeigt sich in den letzten Jahren ebenfalls eine Häufung einiger Erkrankungen während der gesamten Legeperiode.
Die von der QGV in Zusammenarbeit mit der Geflügelklinik der veterinärmedizinischen Universität Wien unter der Leitung von Univ.-Prof. Dr. Michael Hess erstellte „Lagmusstudie“ hat sehr eindrucksvoll die Grundproblematiken dargestellt. Erstmals konnte ein nachweisbarer Zusammenhang zwischen Haltungsform und Erkrankungshäufigkeit dargestellt werden.
Nun soll für jene Betriebe, die mit Problemen zu kämpfen haben, betriebsspezifisch in Zusammenarbeit mit dem Betreuungstierarzt nach Diagnosestellung und Ursachenabklärung, Sanierungsmaßnahmen erarbeitet werden.
Schnelle Erfolge bei diesen komplexen Themen zeichnen sich leider nicht so einfach ab. Nur durch eine konsequente Auseinandersetzung mit allen Beteiligten sind dauerhafte Lösungen zu finden.
Daher sieht es die QGV als ihre Verpflichtung an, im Sinne der Tiere und der Lebensmittelqualität innovative Programme, die sowohl für den Betrieb als auch für den Betreuungstierarzt spezifische Hilfestellungen bringen, zu implementieren.
Viel Erfolg bei der Umsetzung wünscht
Dr. Martina Glatzl
Obfrau des Gesundheitsdienstes QGV